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Hilfe – blaue Flecken beim Babytragen (Petechien)

Ratgeber

Ab und an melden sich besorgte Eltern bei uns, weil die Beinchen des Babys im Tuch oder in der Babytrage teils rote, teils blaue punktförmige Flecken zeigen.

Genauer gesagt: die Unterschenkel zeigen bedrohlich wirkende bläuliche Flecken. So ähnlich wie hier:

Nicht nur beim Babytragen

Oft passiert es nach längerem Tragen, nach unserem Eindruck eher bei Babys mit etwas dickeren Beinchen. Unabhängig davon, ob ein Tuch oder eine Tragehilfe (verschiedener Hersteller) verwendet wird.
Wobei auch Babys dieses Symptom zeigen können, die nicht getragen werden. Diese kleinen Einblutungen in die Haut können z.B. auch nach starkem Husten entstehen und sind generell nicht direkt mit dem Babytragen verbunden. In Eltern-/ Babyforen kann man zahlreiche Berichte über "Baby´s blaue Beinchen" lesen.

Expertenstatement

Auf den Dresdner Tragetagen 2016 ist Chefarzt Dr. Lutz Engelmann genau dieser Frage nachgegangen, was es mit den zunächst blau mamorierten, teilweise eben “fleckigen” Babybeinen in Tragetüchern und Tragehilfen auf sich hat.

Dr. Engelmann schildert, daß der Blutdruck von Babys ohnehin niedrig ist, wenn sie schlafen nochmal weiter absinkt. Die aufrechte Anhock-Spreiz-Haltung trägt zudem dazu bei, daß das Blut eher in die Beine sackt. Wenn dann Kleidung, oder/und eine Tuchwulst in Verbindung mit tiefem Anhocken (d.h. stark angewinkelten Beinen) dort drücken, kann es passieren, daß etwas Blut in den Beinchen verbleibt und nicht gegen den Widerstand durch die “Kniekurve” hindurch nach oben gepumpt werden kann. Dann wird es dort gestaut und sog. Petechien entstehen. Nach Aussage des Orthopäden ist die Sauerstoffsättigung bei gesunden Babys dabei aber nicht gefährdet.

Ergänzende Studie - Flecken in der Regel harmlos

Über einen längeren Zeitraum wurden 36 Fälle ausgewertet von Babys unter 8 Monaten, die mit den beschriebenen Symptomen vor allem an den Beinen im Krankenhaus aufgenommen wurden. Betrachtet wurden solche Fälle, in denen Babys kein Fieber oder sonstige Krankheitssymptome zeigten. In fast allen Fällen (1 Ausnahme) wurden die Babys nach Untersuchung wieder entlassen. Die Symptome sind verschwunden und es wurde als Ursache eine Art mechanische Stauung, z.B. durch zu enge Windeln, vermutet (Quelle: Petechiae/purpura in well-appearing infants).
Ein weiterer Bericht bestätigt (englischsprachig, pdf hier) bestätigt die sog. "babywearing purpura" oder "baby carrier purpura" als in der Regel unkritisches Phänomen.

Geringe Wahrscheinlichkeit eines Krankheitssymptoms

Selten, aber nicht auszuschließen sind aber auch pathologische Gründe (Gerinnungsstörungen), die im Zweifel über einen Kinderarzt ausgeschlossen werden sollten – insbesondere wenn die Einblutungen sich nicht zurückbilden und über längere Zeit bestehen, auch wenn nicht getragen wird.
Wir möchten darum keinen allgemeinen Ratschlag geben, sondern darauf hinweisen, daß es ein bekanntes undin der Regel harmloses Phänomen ist.

Was oft hilft - Tragehilfe gut einstellen

Maßnahmen, die zu einer besseren Durchblutung beitragen, sind eine passende Stegbreite, also gut, bis kurz vor die Kniekehlen gestützte Oberschenkel. In den Kniekehlen sollte sich keine Wulst befinden, sondern – im Falle des Tragetuchs – sollte das Material im Bereich vor den Knien eher etwas verteilt werden. Insbesondere bei der MaMo Trage ist es lediglich wichtig, die passende Beutelgröße zu verwenden, damit die richtige Stegbreite sichergestellt ist. Außerdem hilft es, die Stegbreite über die äußeren Klettverbindungen noch genauer einzustellen, sodaß dieser Bereich bis kurz vor die Kniekehlen des Babys reicht, ohne dort eine Wulst zu bilden. In diesem Anleitungsvideo zum Anlegen der MaMo ist das gezeigt: MaMo vor dem Bauch tragen - Anleitungsvideo. Es wirkt sich auch positiv aus, sich beim Anlegen der MaMo am Video zu orientieren.

Windeln und Kleidung locker genug?

Denkbar ist auch, daß Windeln (Stoff- oder Einwegwindeln) zu eng eingestellt werden und zum geschilderten Phänomen beitragen.

Wenn die Symptome wieder verschwinden, besteht - wie beschrieben - kein Grund zur Sorge.