Neulich lag wieder das jährliche Zertifikat von DHL GoGreen in der Post: 15,1 t CO2 wurden für uns durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen.
15 Tonnen CO2 verursacht - und kompensiert
generelles Blog MaMo KumjaKlingt erstmal gut. Aber was heißt das überhaupt?
Dadurch, daß wir unsere Produkte mit DHL versenden, wird CO2 ausgestoßen, vor allem direkt beim Betrieb der Fahrzeuge und dem logistischen Drumherum. Aber auch solches, das schon vorher, z.B. bei der Energiegewinnung freigesetzt wird (bei der Stromerzeugung z.B.), wird mit eingerechnet. CO2 ist bekanntermaßen eines von diversen Treibhausgasen. Es lässt vereinfacht gesagt das Licht der Sonne (=kurzwellige Strahlung) durch, Wärme (=langwellige Strahlung) aber nicht. Je mehr Treibhausgase, desto mehr Wärme wird in der Atmosphäre gehalten. Mit all den schrecklichen Konsequenzen, die sich jetzt schon zeigen. Das Heute Journal vom Juni berichtet über den beschleunigten Klimawandel:
CO2 Kompensation
Die Idee des CO2 Ausgleichs (Kompensation) beruht darauf, daß die CO2 Menge, die man durch sein Verhalten freigesetzt hat, an anderer Stelle durch aktiv veranlasste Maßnahmen reduziert wird.
Diese Projekte können unterschiedlicher Art sein. Aufforstung oder Vermeidung von Abholzung z.B. bewirkt, daß mehr CO2 in Biomasse (=Bäumen) gebunden wird, bzw. bleibt. Die Förderung erneuerbarer Energien ist wirksam, weil die so erzeugte Energie nicht z.B. in Kohlekraftwerken durch Verbrennung mit Ausstoß von Kohlendioxid gewonnen werden muß.
Es gibt vielfältige Kompensationsprojekte, eine Publikation vom Umweltbundesamt gibt Einblicke und Erklärungen dazu.
Diese Grafik aus genannter Publikation veranschaulicht die erstmal abstrakten Zahlen. In Deutschland ist im Durchschnitt jeder Mensch jährlich für den Ausstoß von rd. 12 Tonnen CO2 verantwortlich. Tägliches Autofahren verursacht einen rel. kleinen Teil davon (rd. 1 Tonne), nur 1 Langstreckenflug allerdings fast 5 Tonnen.
Die durch unseren Versand von ca. 32000 Sendungen in 2018 verursachten 15 Tonnen CO2 liegen also grob in dem Bereich eines "normal" lebenden Menschen in Deutschland.
Sind die Kompensationsprojekte die Ablassbriefe des 20. Jahrhunderts?
Im Mittelalter konnten sich Gläubige mit dem Kauf von Ablassbriefen von ihren Sünden freikaufen. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache. An erster Stelle sollte die Reduzierung des CO2 Ausstoßes stehen.
Wir nutzen E-Bikes und Bahn statt Autos, sind für den Bedarfsfall Carsharing Kunden, versuchen energiesparend und resourcenschonend zu handeln, verpacken möglichst plastikfrei.
Eine weitere Sache machen wir auch - und die kommt vielen Menschen vielleicht erstmal nicht in den Sinn:
Vegetarische und vegane Ernährung
In unserer Zentrale in Hannover bieten wir für alle Mittagessen an - veganes Essen. Vor allem aus ethischen und gesellschaftlichen Gründen.
Das macht auch klimatechnisch Sinn. Der Ökologe Joseph Poore von der britischen Universität Oxford hat kürzlich für den SPIEGEL den CO2-Fußabruck eines deutschen Veganers berechnet (Direktlink zur Studie). Wer vegan lebt reduziert demnach seine Bilanz um 2 Tonnen jährlich, bei ansonsten gleichbleibendem Lebensstil.
2 Tonnen sind beeindruckend, wenn man die oben gezeigten Relationen betrachtet. Durch pflanzliche Ernährung läßt sich fast 2x mehr CO2 vermeiden, als man als durchschnittlicher Autofahrer verursacht.
Viele unserer Mitarbeiter leben ansonsten nicht vegan. Aber auch wenn die durchschnittlich um die 12 Personen (im Winter mehr, im Sommer weniger) täglich "halb vegan" leben, reduzieren wir unsere CO2 Bilanz dadurch um ca. 12 Tonnen - und schwupps, haben wir die Logistikemissionen gleich doppelt kompensiert ;)
Komplexe Zusammenhänge - konkretes Tun
Die ganze Betrachtung über CO2 Bilanzen ist nicht immer transparent und einfach. Wie weit steckt man den Rahmen der Bilanzierung? Gehört das CO2, das bei der Produktion des DHL Fahrzeugs frei wird, nicht auch dazu? Und bei der Produktion einer Windkraftanlage? Schnell werden Berechnungsmodelle komplex.
In jedem Fall ist Kompensation sinnvoll, wenn global gesehen auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Eine vegane, zumindest fleischarme/-lose Ernährung ist dagegen eine konkrete, machbare Maßnahme für jeden einzelnen und tatsächlich ein mächtiges Werkzeug (Peta beschreibt die Probleme der landwirtschaftlichen Tierhaltung hier sehr eindrücklich).
Oder um es mit den Worten von Joseph Poore zu sagen: "Eine vegane Ernährung ist der wahrscheinlich größte Hebel, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Es bringt viel mehr, als ein Elektroauto zu kaufen oder weniger zu fliegen."